Malerei 2

"AUSGENORDET - Masterplan Bärchi Blues""
2020

22 Zeichnungen (von 37)
Mixed
je 42 x 29,7 cm
Juli 2020

Diese Serie entstand für die Ausstellung NORDLICHTER

06. - 23. August 2020, Haus Metternich, Koblenz

Hauptmann: Ich glaub wir haben so was aus Süd-Nord.

Woyzeck: Ja wohl, Herr Hauptmann.

Hauptmann: Ha! Ha! Ha! Süd-Nord! Ha! Ha! Ha!

(Georg Büchner, Woyzeck, 1836)

"Einnorden" meint: eine Karte wird so ausgerichtet, dass ihre Himmelsrichtungen mit denen des Gebiets übereinstimmen, das sie abbildet.

Nehmen wir die allgemeine menschliche (männliche?) Situation, dann lässt sich das Thema des Nordens als Verlust gewohnter äußerer-innerer Bezugspunkte verstehen. Als Oszillieren in traurigblauer Verwirrtheit. Es ist uns in die Hand gegeben. Aber wer will's haben? Selbst die Aufrichtungen, auch die symbolischen, weisen schon lange nicht mehr eindeutig nach Norden. Und von Süden, wohin die Schwäche zeigt, wandern fremde Kräfte ein...

Die blauen Blumen der Zeichnung handeln von diesem Blues.

Der etwas merkwürdige Titel "AUSGENORDET - Masterplan Bärchi Blues" deutet die drei Ebenen an, aus denen die Zeichnungen aufgebaut sind.

1. Bärchi-Blues: Die Profil-Silhouette einer etwas traurigen, blauen Bär-artigen Figur in verschiedenen Blautönen (Blues = (verschiedene) Blaus / Traurigkeit), deren Arm, der auch an ein männliches Genital erinnert, tastend und es betrachtend in den Bildraum hineingreift. Zugleich, im jeweils gleichen Blau, ein N (für Norden) und ein S (für Süden) in der traditionellen kartografischen "eingenordeten" Anordnung (Norden = oben, Süden = unten). Und ein kleines durch den Raum schwebendes Teil in Blau. Der Bär ist auch eine Wort-Bild-Anspielung auf das wichtigste orientierende Sternbild der nördlichen Sphäre, den "Großen Bären". Und auf den "Mann", meinetwegen gar auf das Patriarchat...

2. Farbige dynamische Zonen, möglicherweise erinnernd an die Nordlichter, die in verschiedenen Konfigurationen die Figur umspielen.

3. Seltsame Grafiken (Masterplan), die verwirrt um Orientierung zu ringen scheinen. Die orientierenden Himmelsrichtungen scheinen nicht mehr klar bestimmbar zu sein. "Richtung" steht hier für äußere und für innere Orientierung. Für Unsicherheit gegenüber Ordnungsprinzipien, und wo oben und unten etc. ist. Die Orientierung ist ausgenordet, verloren, schwebend.

Der dynamische Konflikt der Bilder liegt zwischen einer erstarrten "Versteifung" der Gestik, die in den Raum ragt und tastet; äußeren wilden, aufgelösten und sich andockenden Kräften, und dem hilflosen Versuch, abstrakte Schemata der Orientierung zu etablieren.